Es ist schwer, loszulassen Andy Borg drückt sich bitter aus

Sie kritisierten damals die „Verjüngung“ des „Musikantenstadls“: Wie ist der aktuelle Stand des Jugendwahns in deutschen Schlagershows?

Das Publikum und unsere musikalischen Gäste werden immer jünger, oder geht es nur mir so, weil ich mittlerweile in den Sechzigern bin? Wenn ich mir die Besetzung von Musik- und Quizshows und Unterhaltungssendungen anschaue, ist das generationsübergreifend. Auch ich finde mich zwischen Vincent Groß, Maite Kelly , Roland Kaiser, Olaf der Flipper und Howard Carpendale  wieder.

Beim „Schlager-Spaß“ achten wir darauf, dem Nachwuchs, der Schlagerjugend, eine Chance zu geben. Auch wenn das Internet und die sozialen Medien unglaublich viele Möglichkeiten bieten, ist auch unglaublich viel los und als Newcomer muss man erst einmal gefunden und gesehen werden. Und dann ist es für Bühnenneulinge viel schwieriger, einen Platz im Fernsehen zu bekommen, als für die etablierten Showstars und die goldenen Oldies.

Werden ältere Fernsehzuschauer von Schlagershows heute vernachlässigt oder gut bedient?

Ich kann nur sagen, dass ich mich von den Fernsehzuschauern sehr willkommen und freundlich aufgenommen fühle. Sie schreiben mir so liebe Mails und Briefe, dass ich mich auf keinen Fall vernachlässigt fühle und es mir völlig egal ist, wer von uns älter ist.

Als ich angefangen habe zu gucken, gab es noch diese unglaublich spannenden schwarz-weißen Geräte mit der ‘Sendung Ende’-Anzeige.

ANDY BORG

Wie gut funktioniert das in den Shows von Florian Silbereisen und Giovanni Zarrella?

Millionen Menschen haben Freude daran und wenn ich nicht auf der Bühne stehe, schaue ich gerne fern. Das Schöne daran ist, dass es heutzutage diese Mediatheken gibt, wo man seine Lieblingssendungen schauen kann, wann immer man will und Zeit hat. Auch mein “Schlagspaß” ist dort zu finden. Als älterer Schlagersänger und Zuschauer mit langjähriger Fernseherfahrung finde ich das ein toller Erfolg. Als ich angefangen habe zu gucken, gab es noch diese unglaublich spannenden schwarz-weißen Geräte mit der ‘Sendung Ende’-Anzeige.

Mehr Ratschläge muss ich denen wirklich nicht geben. Ich hoffe, Sie fühlen sich bei Ihren Shows weiterhin so wohl wie ich, denn das spürt das Publikum. Als Moderator von „Schlager-Spaß“ muss ich einfach in jede Sendung schlüpfen wie ein Maßanzug, wir passen zusammen wie angegossen. Und die Zuschauer mögen unser Programm. Wer bei uns einschaltet – und wir haben ein überaus treues Publikum – freut sich auf Schlager und Spaß und weiß, was er bekommt.

Wir haben sogar die Freiheit, vor der Kamera Oldies und Evergreens zu spielen, die dem jüngeren Publikum nicht so geläufig sind, weil sie es locker angehen lassen: Und so wie man es genießt, privat noch einen Abend mit lieben Freunden zu verbringen, feiern und plaudern wir gemeinsam mit allen Generationen in lockerer Atmosphäre.

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Andy Borg at a performance in September 1982. (Source: IMAGO / United Archives)

Du bist seit mehr als 40 Jahren im Geschäft. Und trotzdem: Gibt es Momente, in denen Du zweifelst? In denen Dir der Veränderungsdruck der deutschen Popwelt zusetzt?

Wenn das so wäre, würde ich aufhören. Und ich muss auch nicht überall sein. Ich habe über die Jahre gelernt, auch mal „nein danke“ zu sagen. Als Tanz- und Morgenmensch gibt es Shows, die einfach nicht mein Ding sind, und da fühlen sich andere rundum wohl.

Hast Du einen Leitsatz bei Deiner Arbeit?

Ich versuche, andere so zu behandeln, wie ich selbst auch behandeln möchte: mit Respekt, Freundlichkeit und Rücksicht. Wer gute Laune mitbringt und sich nicht wie ein Miesepeter verhält, bekommt ein Lächeln und nette Worte zurück. Wenn mir etwas nicht gefällt, kann ich das höflich sagen und muss keine Türen zuschlagen, damit sie nie wieder aufgehen. Und ich nehme nicht an Interviews mit Pressekollegen teil, die Privates beleuchten wollen, weder meine eigenen noch die anderer. Für mich gibt es eine Grenze, die jeder für sich selbst setzen können sollte. Solange wir uns gegenseitig diese Freiheit lassen, haben wir alle Spaß und kommen gut miteinander aus.

Wie schalten Sie privat ab?

Sobald ich nach Hause komme, schalte ich ab. Ich stelle meine Koffer in den Flur und bin zu Hause. Das schaffe ich, weil meine Frau und unsere Familie sich gegenseitig das Gefühl geben, unsere Freiheit zu genießen. Im Haus und Garten und natürlich in meinem Atelier gibt es viel zu tun. Aber wir nehmen uns Auszeiten. Gemeinsam essen, einen Cappuccino trinken, Gartenarbeit und Rasenmähen. Da bin ich besonders entspannt. Wenn ich den Rasen mähe, heißt das: Ich bin zu Hause, in meinem Garten, ich bin frei und das Wetter ist schön. Ab und zu gönnen wir uns ein paar Tage Urlaub: Direkt die Straße Richtung Süden runter. Oder wir suchen uns eine schöne Insel, auf der es viel zu entdecken gibt. Strandurlaub kombinieren wir gerne mit Städtetrips, um Land und Leute kennenzulernen.

Was machst du, wenn du einen ganzen freien Tag nur für dich hast?

Wir schlafen aus und gehen vielleicht in der Stadt essen, zu unserem Lieblingsitaliener oder -griechen oder wir bleiben zu Hause und schauen den Schmetterlingen und dem Gras beim Wachsen zu. Im Nichtstun sind wir noch sehr gut. Und dann bekommt auch das Handy mal Pause.

Hast du schon mal daran gedacht aufzuhören?

Ja genau. Weil man mich gefragt hat. Sonst nichts. Es macht mir momentan so viel Spaß, alles was ich erleben darf, dass ich manchmal darüber nachdenke, wer die Bereicherung ist, das Publikum für mich oder ich für das Publikum.
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The show "Schlager-Spaß mit Andy Borg" has been running on SWR since 2018.

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